„Das will ich haben, genau so“ – dieser Ausruf ertönt jeden Samstag in deutschen Möbelhäusern und Mitnahmemärkten tausendfach. Oder nicht? Ein Blick in deutsche Wohnzimmer entlarvt jedenfalls eine Vielzahl als Kunden von Möbelhäusern und Mitnahmemärkten – und zwar als solche, die sich freiwillig „Young/Modern/Funny Living“-Möbel aus Buche mit ein wenig Glas und Edelstahlgedöns in die eigenen vier Wände stellen. Sie sind es auch, die dem Gelsenkirchener Barock in Gestalt „Young/Modern/Funny Living“-Reihen der großen Möbelmärkte einen Nachfolger verschafft haben, über den sich das Privatfernsehen eines Tages in der „großen 2000er-Show“ lustig machen wird – vermutlich präsentiert von irgendeinem talentfreien Moderator, aber das macht die Sache auch nicht schlimmer.
Was spricht gegen ein Minimum an Individualität bei der Wohnungseinrichtung? Nichts. Und es spricht auch nichts dagegen, sich bei der Entwicklung eines Gespürs für auflockernde Elemente Anregungen zu holen. Solche Anregungen liefert das Buch Wohne lieber ungewöhnlich. Für 29,95 €, das entspricht einem zu vernachlässigenden Bruchteil des Kaufpreises der Wohnwand, die man nach der Lektüre sowieso nicht mehr haben möchte. Das Buch ist unterschrieben mit „Die Lust am individuellen Einrichten“ und widmet sich auf reich bebilderten 143 Seiten diversen wichtigen Themen, etwa Stoffen, Mustern, Farben, Licht. Es fordert zum Muthaben, Farbebekennen und Lieblingsstückebehalten auf – allein deshalb kann es kein schlechter Ratgeber sein.